
Seltene Erden – Eigenschaften, Herausforderungen und Potenziale
06.02.2023
Seltene Erden – Eigenschaften, Herausforderungen und Potenziale
Zu den Seltenen Erden, auch Seltenerdmetallen oder Seltenen Erdelementen (Englisch: Rare Earth Elements – REEs) gehören die chemischen Elemente der dritten Gruppe des Periodensystems: Scandium (Ordnungszahl 21), Yttrium (39), Lanthan (57), sowie die 14 auf das Lanthan folgenden Elemente, die Lanthanoide: Cer (58), Praseodym (59), Neodym (60), Promethium (61), Samarium (62), Europium (63), Gadolinium (64), Terbium (65), Dysprosium (66), Holmium (67), Erbium (68), Thulium (69), Ytterbium (70) und Lutetium (71).
Es wird unterschieden zwischen leichten und schweren Seltenen Erden. Mehr als 95% des Vorkommens an Seltenen Erden auf unserem Planeten entfallen auf die vier leichten Seltenen Erden Cer, Lanthan, Neodym und Praseodym.
Seltene Erden – häufig verbreitet
Der Name Seltene Erden stammt aus der Zeit ihrer ersten Gewinnung, in der man davon ausging, dass die Metalle dieser Gruppe sehr selten seien. Tatsächlich, das weiß man heute, kommen einige von ihnen, etwa Cer, sogar sehr häufig vor. Die Bezeichnung Erden geht ebenfalls auf diese Zeit zurück, in der Seltene Erden nur als Oxide aus bestimmten Materialien gewonnen werden konnten. Erden ist eine alte Bezeichnung für Oxide.
Ein Glück, dass das Vorkommen der Seltenen Erden, anders als es ihre Bezeichnung vermuten lässt, gar nicht so selten ist. Denn sie sind äußerst wichtige Rohstoffe für unser modernes, hochtechnologisches Leben. Noch nie war die Nachfrage nach Seltenerdmetallen (engl.: rare earth elements, REEs) so hoch, da sie eine wichtige Ressource in der Herstellung von Unterhaltungselektronik, Smartphones, optischen Displays, Leuchtmitteln, Hochleistungsmagneten und Batterien sowie bei der Katalyse, für Elektromotoren sowie in der Luft- und Raumfahrt als auch in medizinischen Anwendungen darstellen.
Superkräfte für die Industrie
Cer – Cer findet eine breite Anwendung: Es erhöht die Festigkeit und Dehnbarkeit in Aluminium-Legierungen, färbt Glas und Emaille; sorgt in Pyrophore-Cer-Legierungen für den Funkensprung in Feuerzeugen oder Gasanzündern und kommt auch in UV-Filtern für Spezialgläser sowie Windschutzscheiben zum Einsatz.
Lanthan – Lanthan wird von der Glasindustrie vor allem zur Produktion hochwertiger Kameralinsen eingesetzt. Es findet sich außerdem in Zündsteinen wieder.
Neodym – zunächst aufgrund seiner starken Ähnlichkeit zu Lanthan Didym genannt (griech.: Zwilling), wird vor allem in Form der Legierung Neodym-Eisen-Bor für starke Permanentmagnete verwendet.
Praseodym – erhielt seinen Namen aufgrund seiner grünen Färbung (griech.: prásinos, bedeutet „grün“) und seiner Ähnlichkeit zu Didym. Damit wurde es zum weiteren Zwilling vom bereits bestehenden Zwillingspaar Didym und Lanthan, weshalb Didym in Neodym (Neuer Zwilling) umbenannt wurde. Praseodym wird in Legierungen mit Magnesium zur Herstellung von hochfestem Metall für Flugzeugmotoren verwendet sowie in Legierungen mit Cobalt und Eisen als starker Dauermagnet. Ebenso wie Cer kommen Praseodym-Verbindungen beim Färben von Glas und Emaille zum Einsatz (zum Beispiel für grün gefärbte Scheinwerfergläser). Da Praseodym-Verbindungen auch die UV-Absorption verbessern, werden sie bei der Herstellung von Augenschutzgläsern beim Schweißen genutzt. Praseodym-Ion Pr3+ wird zudem als Dotant für Lasermedien in Feststofflasern verwendet.
Scandium – benannt nach der Heimat seines Entdeckers Lars Frederik Nilson, gehört Scandium zu den seltenen Elementen. Es kommt nicht elementar vor, sondern nur in einigen seltenen Mineralen in angereicherter Form. Die Nutzung des tatsächlich seltenen Oxids ist dafür umso weitreichender: In Hochdruck-Quecksilberdampflampen, die etwa zur Stadionbeleuchtung eingesetzt werden. Denn zusammen mit Holmium und Dysprosium erzeugt Scandium ein dem Tageslicht sehr ähnliches Licht. Darüber hinaus wird Scandium auch zur Herstellung von Laserkristallen genutzt. In magnetischen Datenspeichern steigert Scandium die Geschwindigkeit.
Terbium – Terbium wird zum Dotieren von Calciumfluorid, Calciumwolframat und Strontiummolybdat für die Verwendung in Halbleitern (engl.: solid-state devices) verwendet. Es dient darüber hinaus zusammen mit Zirconium(IV)-Oxid zur Gefügestabilisierung in Hochtemperatur-Brennstoffzellen. Natriumterbiumborat dient als Lasermaterial zur Erzeugung von kohärentem Licht mit einer Wellenlänge von 546 nm. Terbium wird außerdem dem grünen Leuchtstoff in Bildröhren und Fluoreszenzlampen zugesetzt.
Yttrium – ist nach seinem ersten Fundort, der Grube Ytterby bei Stockholm, benannt, so wie auch Ytterbium, Erbium und Terbium. Seine Anwendungsmöglichkeiten sind enorm: Yttrium-Keramiken und -Legierungen finden Einsatz in Lambda-Sonden, Supraleitern, DS-Legierungen und Zündkerzen. Die oxidischen Yttriumverbindungen dienen als Beschichtungsmaterial für Glühstrümpfe, als Laserkristall, als Mikrowellenfilter als Festelektrolyt in Brennstoffzellen (engl.: Solid Oxide Fuel Cell, SOFC). Eine große Bedeutung kommt den Yttriumoxiden und Yttriumoxid-Sulfiden auch in mit dreiwertigem Europium (rot) und Thulium (blau) dotierten Luminophoren (Leuchtstoffen) in Fernsehbildröhren und Leuchtstofflampen zu. Durch eine Legierung mit Cobalt YCo5 kann Yttrium auch als Seltenerdmagnet genutzt werden. Zu guter Letzt dient Yttrium als Material für Heizdrähte in Ionenquellen von Massenspektrometern.
Diese Auswahl zeigt, wie bedeutend die Seltenen Erden für uns sind.
Seltene Erden – Besonders und anspruchsvoll
Die Bewertung potenzieller Abbaustätten als auch die Prozesssteuerung – vorwiegend hinsichtlich von Oxiden in Seltenen Erden (engl.: Rare Earth Oxides, REOs) – und die Qualitätskontrolle von hochreinen REEs ist deshalb von großer Bedeutung.
Darüber hinaus besteht für die Geowissenschaften ein großes Interesse an der Spuren- und Ultraspurenbestimmung dieser Elemente in Geologie, Geochemie und Mineralogie. Eine Gruppe von REEs etwa dient als wertvoller Indikator für zahlreiche geologische Prozesse wie Magmenbildung und -differenzierung, sowie die Wechselwirkung zwischen hydrothermalen Fluiden und Gestein einschließlich der Bildung von Erzlagerstätten. REEs können auch Redoxbedingungen in magmatischen, hydrothermalen oder sedimentären Systemen widerspiegeln. Zudem zeigen sich zunehmend anthropogene Emissionen von REEs, die in medizinischen oder technischen Anwendungen verwendet werden, in die natürliche Umwelt.
So bedeutend und weit verbreitet sie auch sind: Seltene Erden kommen nur im Verbund vor und müssen aufwändig getrennt werden. Darüber hinaus treten sie meist nur in geringer Konzentration in den zahlreichen Erdstoffen auf. Die Herausforderungen im Rahmen ihrer Bestimmung und Gewinnung sind deshalb enorm. Für die quantitative als auch qualitative Analyse der Seltenen Erden bedarf es deshalb eines besonders empfindlichen und zuverlässigen Spurenanalyseverfahrens.
Welche Analysetechnik für welche Applikation?
Die Analytik Jena deckt mit ihrer ICP-OES-(Optische Emissionsspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma) und ICP-MS-(Massenspektrometrie mittels induktiv gekoppelten Plasmas) Technik den umfassenden Analyse-Prozess von Seltenen Erden auf hocheffektive und effiziente Weise ab.
Wenngleich die ICP-MS und die ICP-OES erfolgreiche Methoden zur Analyse von REEs zur Verfügung stellen, haben diese mit einigen Hürden zu kämpfen: Eine ungünstige REO-Bildung im Plasmaschweif und starke spektrale Interferenzen aufgrund der großen Zahl an Emissionslinien beeinträchtigen die Nachweisbarkeit von REE durch ICP-MS oder ICP-OES.
Die Lösungen: Ein High-Resolution Array ICP-OES, das PlasmaQuant 9100 Elite, zur Auflösung möglicher spektraler Interferenzen und eine hochempfindliche ICP-MS Lösung, das PlasmaQuant MS Elite, mit einer effizienten Beseitigung polyatomarer Interferenzen.
Interferenzfreie REE Analyse mit Hilfe der High-Resolution ICP-OES
Für die Quantifizierung von REEs in geologischen Materialien ist die ICP-OES, die am besten geeignete analytische Routine. Sie ist jedoch auch eine der anspruchsvollsten: Aufgrund des hohen Matrixgehaltes der aufgeschlossenen Proben, die oft große Mengen an z.B. Aluminiumoxid und Siliziumdioxid, Schwefel und refraktären Metallen enthalten, erfordert die Methode eine hervorragende Plasmastabilität, vor allem, wenn Spuren von REEs nachzuweisen sind und eine Probenverdünnung vermieden werden muss. Die große Anzahl von Emissionslinien, die sowohl von der Matrix als auch von den Seltenen Erden verursacht werden, erhöht die Komplexität noch weiter. Diese kann nur durch eine hohe spektrale Auflösung gemeistert werden.
Das High-Resolution Array ICP-OES PlasmaQuant 9100 Elite OES in Kombination mit einer leistungsstarken Software-Routine, CSI (Correction of Spectral Interferences), ist in der Lage, die spektralen Interferenzen von REE sowie von linienreichen Matrizes vom eigentlichen Analytsignal zu trennen. Mit seinem Echelle-Doppelmonochromator und seiner vielseitigen CCD-Detektion verdoppelt es die spektrale Auflösung fast und halbiert dabei die gesamte Analysezeit im Vergleich zu derzeit verfügbaren ICP-OES-Geräten mit PMT-Detektion, die ausschließlich für die REE-Analyse verwendet werden.
Störungsfreie REE Spurenanalyse mit Hilfe der hochauflösenden ICP-MS
Die ICP-MS ist eine beliebte Analysetechnik zur Spurenanalyse von REEs in Rohmaterialien wie Böden, Gesteinen und Erzen bis hin zu Verunreinigungen in hochraffinierten Seltenerdprodukten. Die Technik bietet eine schnelle Multielement-Detektion von REE in Konzentrationen bis hinunter in den ppq-Bereich (parts per quadrillion). Bei der Messung von Seltenen Erden treten jedoch oft polyatomare und isobare Interferenzen auf, die von der Quadrupol-ICP-MS nicht aufgelöst werden können. Ein wirksames Interferenzmanagementsystem zur Beseitigung polyatomarer Interferenzen, ohne die traditionelle mathematische Korrektur, ist deshalb unerlässlich.
In einer Studie, in der das PlasmaQuant MS Elite zur Bestimmung des REE-Gehalts in fünf geologischen Referenzmaterialien (Gestein, Sediment, Schiefer, Basalt und Zement) genutzt wurde, konnte eine erfolgreiche Analyse unter Entfernung polyatomarer Interferenzen durchgeführt werden. Die integrierte Kollisionsreaktionszelle (iCRC) beseitigt dabei polyatomare Störungen wirksam und ermöglicht die genaue und präzise Messung von REEs ohne vordefinierte Korrekturgleichungen. Gleichzeitig können durch die hohe Empfindlichkeit routinemäßig sehr niedrige Nachweisgrenzen im Bereich von ng/kg bis µg/kg erreicht werden.
Damit ermöglicht das PlasmaQuant MS Elite die Realisierung besonders geeigneter Methoden zur Bestimmung der REE-Konzentrationen in verschiedenen geologisch zertifizierten Referenzmaterialien.
Zusammenfassung
Mit dem hochauflösenden Spektrometer des PlasmaQuant 9100 Elite und dem hochwirksamen Interferenzmanagement des PlasmaQuant MS Elite lassen sich Seltene Erden besonders störungsfrei und somit zuverlässig quantifizieren. Durch ihre hohe Empfindlichkeit und niedrige Nachweisgrenzen decken sie den kompletten Konzentrationsbereich ab und überzeugen mit ihrer Präzision.
Lösungen
Downloads
Analysis of Rare Earth Elements by ICP-OES and ICP-MS − Potentials and Limitations (DE)
PDF öffnenAnalysis of Rare Earth Elements in Geological Reference Materials on the PlasmaQuant MS Elite (English)
PDF öffnenAnalysis of Rare Earth Elements in Granite and Sandstone by HR ICP-OES
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